"Drive through"
Wer im Kornhaus sein Korn anliefern wollte, konnte zum Abladen mit der Kutsche vorne durchs große Tor hineinfahren und hinten durch ein weiteres Tor wieder hinaus, ein historischer „Drive through”. Es gab auch eine Möglichkeit, Kornsäcke eine Etage höher zu befördern, indem im ersten Obergeschoss Bodendielen entnommen wurden.
Detailverliebte Fleißarbeiten
Im nördlichen Treppenhaus wurde in kleinstteiliger, langwieriger Arbeit per Hand mit Spateln der Lack am Boden abgetragen, entsprechend der Vorgaben des Denkmalschutzes. Einige Lackflecken verblieben absichtlich, um den historischen Charakter zu erhalten.
Im selben Treppenhaus wurde eine Lücke im Handlauf mit einem passgenau handgefertigten Stück ergänzt – so perfekt, dass jetzt davon nichts mehr zu sehen ist.
Beste Aussichten
Das Kornhaus hat über 100 Fenster in unterschiedlichsten Formen, die schönsten davon kurioserweise in den Toiletten.
Gut gelagert
Der eingelagerte, stadteigene Steinway-Flügel wurde nach jahrelangem Dornröschenschlaf aus seinem temperierten Lagerraum geholt, gestimmt und überholt und ist nun in neuem Glanz zurück auf der Kornhaus-Bühne.
Kellernutzung
Ab 1907 fand der Kemptener Wochenmarkt im Erdgeschoss des Kornhauses statt. Ab 1921 zog der Markt in den Keller um – nun mussten alle Händler ihre Waren über eine enge, rutschige Steintreppe hinunterbugsieren, dafür war aber die Atmosphäre einzigartig.
Historische Bevölkerungszahlen
In Jahr 1872, als die Stadt Kempten das Kornhaus vom Staat erwarb, hatte Kempten 12.112 Einwohner, davon 9.297 Katholiken und 3.157 Protestanten, 53 Israeliten, 32 Reformierte und 43 andere Christen.
Über den Dächern der Stadt
Einst verfügte das Kornhaus über eine Hausmeisterwohnung mit der wohl begehrtesten Aussicht der ganzen Stadt.
Geheime Verbindungswege
Früher waren das Kornhaus, das Stiftsbrauhaus und die Gaststätte zum Stift durch unterirdische Gänge verbunden. Der Gang zwischen Brauerei und Gaststätte wurde beim Kanalbau Memminger Straße geschlossen. Der Gang zwischen Kornhaus und Brauerei besteht bis heute.
Der Kleine Saal
Ab 2026 ist es möglich, zu ausgewählten Terminen im Kleinen Kornhaus-Saal standesamtliche zu heiraten. Der Saal verfügt über eine Stuckdecke, Eichenparkett und geschnitzte Holzsäulen, die vom Lindauer Bildhauer Gerber stammen und einen römischen Prätor, einen Fürstabt, den reichsstädtischen Bürgermeister Gordian Seuter (Großer Kauf von 1525) und Oberbürgermeister Dr. Otto Merkt zeigen. Des Weiteren gibt es Schnitzereien der Königin Hildegard sowie von Kirchen, wie z. B. St. Lorenz und St. Mang. Der Raum wurde nach Plänen des bekannten Architekten Andor Ákos ausgeführt.
Butter- und Käsebörse
Die Bezeichnung des sogenannten „Börsensaals” beim südlichen Eingang stammt von seiner Nutzung als Allgäuer Butter- und Käsebörse. Dort wurden von 1921 bis 1980 die Preise für Milch und Käse festgelegt.
Heimatmuseum
Der nördliche Eingang führte ab 1925 ins Allgäuer Heimatmuseum, das sich über vier Stockwerke erstreckte. Gleich im Eingang befand sich ab 1935 eine Folterkammer, ausgestattet mit Richtschwert, Daumenschrauben, Mundbirnen und Eiserner Jungfrau. Zu sehen gab es unter vielem anderen steinerne Kanonenkugeln, Ritterrüstungen, Münzen oder Uhren. Einige Exponate finden sich heute im Zumsteinhaus wieder, während der Verbleib mancher Dinge unklar bleibt.
Mehr Raum
Ein weiterer Anbau 1930 an der Westfront des Kornhauses schuf Raum für einen Ehrenbürgersaal sowie eine „behaglich anmutende Trinkstube” im ersten Stock.
Ungewöhnlicher Abtransport
Beim Einbau einer neuen Heizungsanlage 1934 mussten über 300 Kisten mit römischen Funden vom Dachboden ausgelagert werden. Diese wurden von Schülern der Wittelsbacher Schule und des Gymnasiums in den Kapitalsaal hinter der Gruft von St. Lorenz transportiert.
Umbau Museum
Nach einem Umbau 1998 verblieb der nördliche Teil des Kornhauses als „Allgäu Museum” – viele werden sich an die Kuh mit Schubladen erinnern oder an die original Allgäuer Stube mit den dazu gehörenden Allgäuer Geschichten sowie auch an die „Weißsche Krippe” (derzeit eingelagert).
Bunte Nutzung Großer Saal
Seit der Errichtung des Großen Saals 1874 durch die Stadt wurde das Kornhaus für alle Arten von Festivitäten genutzt: Veteranentreffen, Festbankette zum Geburtstag von Königen, Tagungen, Konzerte, Parteiveranstaltungen, Podiumsdiskussionen – Hans-Dietrich Genscher, Franz-Josef Strauß und viele mehr waren schon zu Gast.
Ab den 50er-Jahren fand die Eröffnung der Allgäuer Festwoche mit Ansprache der Ministerpräsidenten hier statt, genauso, wie traditionell die großen Jazzfrühling-Konzerte Kleinkunst und Hauptversammlungen (Brauhaus, Feuerwehr und andere). In den 1960er-Jahren gab es „Bluna-Bälle” und ab 1965 den Künstler- und Presseball.
Legendäre Bälle
Besonders die Faschingsbälle, pro Saison bis zu 25 Stück, wecken viele Erinnerungen: Gefeiert wurde auf drei Etagen, im Foyer und im Börsensaal, im Großen Saal und in der legendären Bar auf der Empore. Die Saaldekorationen wurden für diese Bälle vom Kunstmaler Franz Weiß gestaltet. Er war einer der Motoren der Kemptener Unterhaltungsgesellschaft, kümmerte sich um Faschingsumzüge und erstellte das Konzept für die Allgäuer Festwoche oder für den Milleniumsball zum Jahrtausendwechsel.
Die Faschingsbälle wurden von Tanzschulen, von der Feuerwehr, von Jägern und Schützen veranstaltet, des Weiteren gab es den Landwirtschaftsball, den Alpenvereinsball, den großen Weiberfasching, den Brauhausball, RAVK- und BDKJ- oder Silvesterbälle und den Ski-Club-Ball mit einer Rutsche von der Empore auf die Tanzfläche. Der letzte Faschingsball war der Tatü-Ball der Blaulicht-Organisationen.
Die Abschlussbälle der Tanzschulen (Huber, Grill) fungierten früher als eine Art Einführung in die Kemptener Gesellschaft (analog Debütanten und Debütantinnen beim Wiener Opernball).
Illustre Gäste, Künstler und Veranstaltungen
Zu Gast im Kornhaus waren unter anderen Reinhold Messner, Ivan Rebroff, die Kessler Zwillinge oder Karel Gott (1965), Roberto Blanco sowie Prof. Bernhard Grzimek. Das Modehaus Wagner gab Modenschauen, der Juwelier Kinzel & Rall Juwelier stellte aus. Erinnerungswürdig ist auch die Rassekatzen-Ausstellung, bei der sämtliche Stühle im Nachgang voller Tierhaare waren. Zudem gab es Hochzeiten, Weihnachtsfeiern, Jahresabschlussfeiern, Jahresauftakttagungen, Steuerseminare, Hegeschauen (Trophäen) und Ballettvorstellungen.
Gastronomisches
Ab 1972 war Hans Schmid mit seiner Frau Doris DER Wirt im Kornhaus – viele werden sich erinnern. 1978 wurden beim Presseball 1.000 Paar Weißwürste im Keller verkauft!
Ziel verfehlt
Der 2003 fertiggestellte Brunnen vor dem Kornhaus sollte mit seinem Wasservorhang als Schallschutz dienen, um das vor dem Kornhaus liegende Café zu schützen. Der im Volksmund als „Teppichstange” bezeichnete Brunnen war aber selbst ziemlich laut und beglückt die Gäste je nach Wind mit einer unfreiwilligen Dusche. Das Café und die Ausstellungen im Börsensaal waren allerdings sehr beliebte Anlaufpunkte.
Reife Leistung
Der Gussasphalt, der im Kornhaus auf mehreren Ebenen eingebracht wurde, ist bei seiner Verarbeitung zwischen 220 und 230 Grad Celcius heiß und wird in Eimern à 25-30kg transportiert. Ein Arbeiter trägt bei zwei Eimern somit pro Strecke rund 60kg.
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